Otto Nebel
Maler und Dichter
1892–1973
Die Publikation Kandinsky - Das Leben in Briefen 1889-1944 von Jelena Hahl-Fontaine ist soeben im Verlag Hirmer erschienen. Auch zahlreiche Briefe an Otto Nebel finden sich darin. Die Herausgeberin dankt der Otto Nebel-Stiftung für die Publikationserlaubnis der Briefauszüge.
Wassily Kandinsky war nicht nur der Erfinder der abstrakten Malerei, sondern auch ihr begnadeter Propagandist. Seine Briefe zeigen einen hoch reflektierten, unentwegt netzwerkenden und organisierenden, aber auch geradlinigen und warmherzigen Künstler. Erstaunlicherweise ist ein bedeutender Teil seiner Briefe noch unveröffentlicht.
In der Korrespondenz Kandinskys spiegelt sich sein Leben, sein Denken, seine Kunst. Durch die klugen, zuweilen witzigen und polemischen Briefe an Kollegen, Freundinnen und Freunde, Galeristen und Autoren gewinnen wir neue Einblicke in Kandinskys Gedankenwelt und seinen Alltag, aber auch in die durchlebten dramatischen Zeiten: zwei Revolutionen, zwei Weltkriege, das Naziregime, vier Emigrationen und epochale Kunstereignisse, die er führend mitgestaltete. Der Aufbruch der Avantgarde zu neuen Dimensionen der Kunst wird in diesem Buch zum Erlebnis.
Der deutsch-schweizerische Maler, Grafiker und Dichter Otto Nebel (1892–1973) schuf im engen Austausch mit zahlreichen großen Künstlerpersönlichkeiten der Klassischen Moderne wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Marianne Werefkin und Johannes Itten sein einzigartiges Gesamtwerk. Bei Otto Nebel, der zunächst eine Ausbildung im Baugewerbe und als Schauspieler gemacht hatte, ist nicht nur von einer Doppelbegabung zu sprechen. Wie viele Vertreter der Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts experimentierte auch er mit Sprache, bildender Kunst und sogar mit musikalischen Gestaltungsformen. Sein übergeordnetes Bemühen war, »aus Elementen Sinngebilde, Modelle von Harmonie herzustellen«. Die Einzelausstellung veranschaulicht, dass bei Otto Nebel das malerische vom lyrischen Werk nicht zu trennen ist und dass er als intermedial arbeitender Künstler neu entdeckt werden kann.
Einladung zur Eröffnung am Freitag, 18. Oktober um 19 Uhr
Nähere Angaben: Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen
Ein Theaterprojekt mit Nebel-Bezug findet demnächst im sogar-Theater in Zürich statt. Es handelt sich um ein Sprechkonzert gegen den Krieg mit Vertonung des Textes «Zuginsfeld» von Otto Nebel. Der Zürcher Komponist Till Löffler hat den Text vertont, und die Basler Knabenkantorei bringt das Werk 100 Jahre nach Kriegsende des Ersten Weltkriegs zur Uraufführung.
Aufführungen am 15., 17. und 18.11.2018 in Zürich, vorher, am 6., 7. und 8. 11. auch in Basel (Gare du Nord). Eine kleine, von Therese Bhattacharya und Bettina Braun vorbereitete Ausstellung zu Nebel und Zuginsfeld wird im Treppenhaus des sogar-Theaters gezeigt.
Nähere Angaben:
Das Theater schreibt zur Aufführung:
Otto Nebels «Zuginsfeld» ist eine Sprach- und Sprechsalve, ein delirierender Anti-Kriegstext. Es ist Nebels erster literarischer Text, den er 1918 in englischer Kriegsgefangenschaft verfasste. Neben dem Grauen des Krieges ist die Abscheu vor einer Sprache spürbar, die zur Lüge wird, der man nicht mehr trauen kann, weil sich Bedeutungen wandeln und vereinnahmen lassen. Man könnte den Text als einen einzigen unendlich langen Entsetzensschrei lesen.
Der Zürcher Komponist Till Löffler hat den Text vertont und die Basler Knabenkantorei bringt das Werk nun, 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, zur Uraufführung. Die sehr jungen Sänger erinnern an die sehr jungen ermordeten Soldaten; so wird der Schrecken des Krieges fast schon spürbar. Das Entsetzen im Text «Zuginsfeld» und die musikalische Schönheit der jungen Männerstimmen bilden den Gegensatz von Tod und Leben, der jeden Krieg bestimmt.
Hat die liebe Seele Ruhe
Und aus Kindern werden Schemen
Albern geht die Welt zugrunde
Und die Halbwelt lacht dazu
Und die Nachwelt lacht euch tot
Lacht euch tot
Die Ausstellung in Japan steht unter dem Titel
«Otto Nebel and his Contemporaries – Chagall, Kandinsky, Klee»
Zu den Ausstellungen erscheint ein Katalog mit Texten in Japanisch und Deutsch
Unter dem Titel «Das Bild als Lebensraum. Ökologische Wirkungskonzepte in der abstrakten Moderne 1910–1916» hat Dr. des. Linn Burchert an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Deutschland) eine Dissertation verfasst, die sich ausführlich Otto Nebels Œuvre widmet. In ihrer Arbeit zeigt die Autorin auf, dass Künstler wie Nebel, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Johannes Itten ihre Werke als «klimatische Farbatmosphären», als «Gleichnisse des Sonnenlichtes und leuchtende Lebensquellen», als «klimatische Luft- und Atemräume» sowie «Bio- und Naturrhythmen» auffassten und auf dieser Basis eine besondere, heilsame Wirkmacht ihrer Bilder postulierten.
Nebels Farbenatlas Italiens, seine jahreszeitlichen Monatsbilder und zahlreichen schriftlichen Äußerungen bezeugen das Interesse des Künstlers für Natur, Umwelt und Klima. Farben begriff er als harmonisierende, heilsame und belebende Kräfte, die etwa durch Wärme oder Kühle, Licht oder Dunkel, Reinheit oder Trübe gleich einem naturheilkundlich-heliotherapeutischen Lichtluftbad auf Körper und Seele wirken sollten. Im Vordergrund standen dabei die heilsame Wirkkraft des Lichtes sowie die Vorstellung, dass das Bild den Rezipierenden einen Atemraum eröffne.
Die Dissertation wirft einen neuen Blick auf das Verhältnis von esoterischem und ökologischem Denken in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und stellt Nebel als zentralen Vertreter der abstrakten Moderne heraus.
Die Arbeit erscheint voraussichtlich 2019 in Buchform.
In seiner Bachelorarbeit an der Humboldt-Universität Berlin «Musikalische Formprinzipien in der Literatur. Otto Nebels Runenfuge Das Rad der Titanen», die von Herrn Prof. Arne Stollberg und Herrn Prof. Joseph Vogl begutachtet wurde, hat Patrick Becker auf der Grundlage einer Kontextualisierung von Nebels dichterischem Schaffen in sprachkritischen und sprachpessimistischen Tendenzen des 20. Jahrhunderts und einer Reflexion auf die Methodologie der Word and Music Studies und Irina O. Rajewskys Intermedialitätstheorie den Konnex von musikalischen Formprinzipien und Otto Nebels Runenfuge Das Rad der Titanen untersucht:
Patrick Becker, Musikalische Formprinzipien in der Literatur. Otto Nebels Runenfuge Das Rad der Titanen. Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B. A.) im Fach Musikwissenschaft Humboldt-Universität Berlin 2016
Zwischen August 2012 und Dezember 2015 wurde der gesamte bildnerische Nachlass Otto Nebels von der Archivarin Anita Mischler und der Restauratorin Barbara Scheibli im Zentrum Paul Klee bearbeitet und archiviert. Das Stiftungsgut umfasst Grafiken, Gemälde, Druckgrafiken, Skizzenbücher, Skulpturen und Archivmaterial. Ausgeführt wurden dabei folgende Arbeiten:
Das Stiftungsgut lagert im Depot des Zentrum Paul Klee. Neben Gemälden, Arbeiten auf Papier und Druckgrafiken gehören dazu auch Skizzenbücher, Skulpturen sowie diverses Archivmaterial. Das gesamte bildnerische Werk ist heute digitalisiert.
Diese Arbeiten haben das Budget der Stiftung in den letzten Jahren stark belastet, doch ist es eines der Ziele der Stiftung, das Stiftungsgut bestmöglich zu konservieren und für zukünftige Ausstellungen aufzubereiten.
Klees Nachwirkung
Mitte September startet die dritte Phase der ganzjährigen Sammlungsausstellung «Klee in Bern». Neben den Themen Darstellungen Berns und Umgebung, Berner Sammler (diesmal E. W. Kornfeld) sowie Felix Klee als Botschafter wird auch dem Aspekt von Klees Ausstrahlung auf Zeitgenossen und seinem Nachwirken auf spätere Künstler nachgegangen.
Nicht nur in Klees langjähriger Arbeit als Dozent am Bauhaus in Weimar und Dessau sowie an der Kunstakademie in Düsseldorf wirkte er auf andere Kunstschaffende, vielmehr interessierten sich auch in Bern immer wieder Künstlerinnen und Künstler für sein Werk.
Der in Berlin geborene Maler und Dichter Otto Nebel (1892–1971) war ab Mitte der 1910er Jahre Teil des Kreises um Herwarth Waldens Berliner Galerie Der Sturm. Über seine Frau, die als Assistentin am Bauhaus tätig war, und durch einen Aufenthalt am Bauhaus 1924/25 lernte er die Bauhäusler Kandinsky, Muche und Klee kennen. Nach der Emigration in die Schweiz 1933 hielt sich Nebel ab 1935 in Bern auf und hatte regen Kontakt zu Klee. Er und seine Frau unterstützten die Klees etwa bei der Wohnungssuche.
Bruno Wurster (1939–2003) kam in seinem Elternhaus früh mit Musik, bildender Kunst und im Speziellen mit dem Schaffen von Klee in Berührung. Wursters Familie war mit der Familie von Felix Klee befreundet, wodurch Bruno Wurster ein Spielgefährte von Felix' Sohn Alexander (geb. 1940) wurde. Wursters frühes Schaffen zeigt Spuren der Beschäftigung mit Paul Klees Werk. In späteren Jahren entwickelte er zunehmend ein eigenständiges Œuvre in Auseinandersetzung mit der abstrakten Kunst und Kunstschaffenden seiner Zeit.
Zwischen 1958 und 1965 studierte Peter Somm (geb. 1940) Medizin und war bis 1999 als Narkosearzt tätig. Früh begann er, sich autodidaktisch die Malerei anzueignen. Noch während seines Studiums setzte er sich mit dem Schaffen von Paul Klee und Johannes Itten auseinander, später auch mit demjenigen der Konkreten.
SO | 25/10/15 | 16:30
VORTRAG & KONZERT
Vortrag von Eva Wiederkehr Sladeczek über den Einfluss von Paul Klee auf Otto Nebel und Bruno Wurster
anschliessend 17h:
Petra Ronner, Klavier
Arnold Schönberg (1874-1951)
Napoléon Patience (1950?)
Arnold Schönberg, Rezitator (Original-Aufnahme)
Michel Roth (*1976)
Nach: Otto Nebel, Zuginsfeld, Kapitel I (1918/19)
Wendungen 1 (2014) UA für Rezitator und Klavierquintett
Arnold Schönberg (1874-1951)
Nach Lord Byron, deutsch von H. Stadelmann und A. Schönberg
Ode an Napoleon Buonaparte op. 41 (1942) für Rezitator und Klavierquintett
Otto Nebel (1892-1973)
Zuginsfeld, Kapitel XI (1918/19)
Otto Nebel, Rezitator (Aufnahme 1972)
Arnold Schönberg (1874-1951)
Ode an Napoleon Buonaparte
Michel Roth (*1976)
Nach: Otto Nebel, Zuginsfeld, Kapitel VI
Wendungen 2 (2014) UA für Rezitator und Klavierquintett
Im Zentrum des Programms steht Arnold Schönbergs Ode an Napoleon Buonaparte von 1942, umgeben von dem zweiteiligen Auftragswerk Wendungen 1 und 2 des Komponisten Michel Roth, für Klavierquintett und Sprecher, auf Texte von Otto Nebel, sowie dokumentarische Audio-Aufnahmen von Arnold Schönberg und Otto Nebel als Rezitatoren eigener Texte. Arnold Schönbergs Vertonung von Lord Byrons Ode an Napoleon wird Ausschnitten aus Otto Nebels Zuginsfeld, einer bedeutenden dichterischen Auseinandersetzung mit dem 1. Weltkrieg, gegenüber gestellt, sodass sich im Programm drei kriegerische Epochen vereinen: Die napoleonischen Kriege (Byron), der 1. Weltkrieg (Nebel) und die Nazizeit (Schönberg, der Byrons Text so interpretiert), von der auch Paul Klee betroffen war. Das Thema des Sprechens und das Manipulieren mit und von Sprache ist im Programm zentral.
Der gebürtige Deutsche Maler und Dichter Otto Nebel experimentierte, wie viele Vertreter der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts, u.a. auch mit und an den Grenzbereichen von Sprache und bildender Kunst. Er setzte sich mit den Schriften und Gemälden Wassily Kandinskys auseinander und war mit Kandinsky und Klee befreundet. 1939 stellte Nebel in der Kunsthalle Bern aus. Kandinsky stellte für ihn eine Verbindung zur Guggenheim Foundation in New York her. Noch heute besitzt das Guggenheim Museum eine beträchtliche Anzahl an Werken von Nebel.
Hotel Regina Mürren 4. September 2015
Wintertal ob Mürren
Literatur zur Ausstellung «Blickpunkt Mürren»
Guy Krneta und Michael Pfeuti (Bass) auf den Spuren von Otto Nebel. Der Maler und Schriftsteller Otto Nebel (1892-1973) besuchte 1937 Hermann und Margrit Rupf in Mürren. Einführung von Therese Bhattacharya, Präsidentin der Otto Nebel-Stiftung.
Tagung in der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern
3./4. September 2015
Blick nach Süden. Italienbilder in der deutschsprachigen Literatur der Schweiz seit 1861.
Mit Vortrag Bettina Braun, Zürich: «Ich habe das Netz voll von Mittelmeer-Träumen». Archivmaterialien und Werkkomplexe bei Otto Nebel
Master-Thesis in Conservation-Restoration:
Otto Nebels Gemälde der Werkgruppe Dombilder
Charakteristika der Kunsttechnologie sowie des Künstlers Neigung zu Übermalungen
vorgelegt von Anja Schlegel
Fachbereich Konservierung und Restaurierung
Master of Arts in Conservation-Restoration
Vertiefung: Gemälde und Skulptur
Referentin: Dipl. Rest. Nathalie Bäschlin
Korreferentin: Dr. Therese Bhattacharya-Stettler
Abschluss: Frühlingssemester 2013
Zusammenfassung
Die Ausstellung zum 120. Geburtstag Otto Nebels (1892–1973) zeigte erstmals das gesamte Werk des bildenden Künstlers und Schriftstellers, der jahrzehntelang in Bern ansässig war. Sie stellte die Wechselbeziehungen zwischen den visuellen Darstellungsformen Malerei, Zeichnung, Grafik und Collage und literarischen Texten, zwischen Bild und Wort ins Zentrum. Thematisch gegliedert und nach Stationen der Biografie wurden Nebels wichtigste Werke in Malerei und Dichtung präsentiert.